Seigen Dôjô ~ Karate Schule Regensburg

Grundschule Schwabelweis
Frobenius-Forster-Str.1/a
93055 Regensburg

Dôjôleiter
Dieter Deml
Riegergasse 18
93055 Regensburg
Tel.          0941-48585
Mobil.      0160-93324863

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Trainingszeiten für

Anfänger (1) und Fortgeschrittene (2)

 

Di: 19.00 - 20.30 Uhr   (1/2)

Mi: 19.00 - 20.30 Uhr   (2)

Sa: 17.00 - 18.00 Uhr   (1)

Sa: 18.00 - 19.30 Uhr   (2)

 

 

 

Seit März 2013

Anfängertraining für
Jugendliche (*) und Erwachsene

 

 

(*) Nähere Informationen unter NEWS

 



NAIHANCHI ( Tekki )

Es gibt heute drei Naihanchi-Kata ( im Shôtôkan als Tekki bezeichnet ): Shôdan, Nidan und Sandan. Zu Beginn, vor 150 Jahren, gab es nur eine einzige, die jedoch mehr als 100 Techniken in sich vereinigte. Das Schicksal dieser Kata ist ungewöhnlich. Sie steht am Anfang der Linie des Shôrei ryû und wurde demzufolge zu einem der Ecksteine der Lehre, wie sie für das Nahe te der ersten Generation charakteristisch war.


Die erste Version der Kata des "Eisernen Reiter" ( Tekki ) entstammt dem südchinesischen Stil Nampa ( "Boot des Südens" ). Nach Okinawa gelangte sie durch den chinesichen Shifü Ason. Er nannte sie Naihan chin, wobei sich der Begriff des Chin auf die Kunst des Angriffs auf Vitalpunkte, das Dianxue, bezog.(1) Dies unterstreicht die kriegerische Ausrichtung und das Streben nach Effizienz bei den alten Bewegungsfolgen. Asons Kata bildete zweifelsohne die Grundlage der ersten Linie des Nahe te, die von Ason über Tomoyose, Gushi, Sakiyama bis zu Tomigusuku ging. Doch hier endete die Übertragung der authentischen chinesischen Kata. Und damit gingen auch rasch ihre auf Effektivität im Kampf ausgerichteten Bestandteile verloren.


Zunächst fand die Kata auch Eingang in die zweite Linie des Naha te, die durch Higaonna Kanryô  1853-1916 ) begründet wurde. Er übernahm sie unter dem Namen Koshiki Naihanchi in sein Lehrsystem. Sie wurde in dieser Stilrichtung jedoch nicht beibehalten und ging dafür in das Lehrsystem von Itosus Shuri te ein, ebenso wie in Matsumora Kôsakus Tomari te, das heißt, in den Zweig des Shôrin ryû. Das ist um so überraschender, als man weiß, daß die Richtungen Shôrei ( Nahe te ) und Shôrin ( Shuri te ) in direkter Konkurrenz zueinander standen und daß es mehr als nur Reibereien zwischen den Vertretern beider Stile gab. So wird beispielsweise berichtet, daß Meister Itosu ( Shuri te ) eines Tages eine Herausforderung zum Kampf durch Tomoyose ( Naha te ) annehmen mußte, und daß er ihm in diesem Kampf einen Arm brach. Wie dem auch sei, Itosu überlieferte die Naihanchi-Kata, vor allem an Funakoshi Gichin, während Matsumora seine Form der Naihanchi Motobu Chôki beibrachte. Aus pädagogischen Gründen spaltete Itosu zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Kata in drei unabhängige Teile auf, die noch heute in der Praxis zahlreicher japanischer Kampfkunst-Schulen zu finden sind, wenn auch in verschiedenen Varianten. In Japan wurden sie durch Funakoshi Gichin eingeführt, der sie aus Rücksicht auf den japanischen Nationalismus der 30er Jahre in Tekki umbenannte.


Die Übertragung der Kata Naihanchi ging mit einer Verarmung hinsichtlich des wahren "Wissens", wie es in der ursprünglichen Gestalt kodifiziert war, einher. Gewiß ist die Ausrichtung der Kata noch immer deutlich auf einen Nahkampf, der sich in beschränktem Raum abwickelt, bezogen.(2) Doch die ganz besondere Art und Weise, sich von der Stelle zu bewegen, die noch immer diese Form charakterisiert, ist nur noch ein Schatten ihres Ursprungs. Der eigentliche Sinn der Kata ist verloren gegangen. Die ursprüngliche chinesische Kata war für den frontalen Kampf bestimmt gewesen, während zahlreiche der modernen Entwicklungen allzu großes Gewicht auf laterale Fortbwegung ( Yoko sashi dachi ) und auf Unterstützung seitlicher Techniken ( Yoko ichimonji ) legen, wie sie heute typisch für die Kata sind. Diese Tendenz wird im modernen Stôtôkan der Zeit nach Funakoshi noch weitergetrieben, wo man beim Unterricht der Tekki darauf besteht, die Position Kiba dachi ( jene des "Reiter" ) noch mehr zu verbreitern, während das alte chinesische Pendant dieser Position, Ma bo, auf die Wahrnehmung des Schwerpunkts ( Hara ), auf die Muskelspannung der Beine und die Gesamtstabilität der Stellung aus. Das Problem besteht jedoch darin, daß mit der Änderung der äußeren Form unausweichlich fundamentale Veränderungen hinsichtlich des Gleichgewichts und damit der Atmung und des Flusses der inneren Energien verbunden sind. Oder mit anderen Worten: All das, was einst, als die Kata in China zusammengestellt wurde, dafür bestimmt war, im Inneren der Kata "erfahren" zu werden, hat sich durch die modernen Modifikationen verändert.


Doch das ist nichts Außergewöhnliches in unseren Tagen. Niemand nimmt Rücksicht auf die Spuren der in den Koshiki Kata verschlüsselten "Erfahrungen", wie sie noch heute in den modernen Formen dieser Kata zu finden sind. Doch es existieren nach wie vor etliche solcher Spuren. Zum Beispiel stellen die Koshi gamae in den Tekki oder in der Naihanchi Nidan, bei denen die eine Hand mit geschlossener Faust auf die andere, offene Hand trifft, ein wiedergefundenes Gleichgewicht zwischen den Energien des Yin und des Yan dar, bevor es zu einer neuen Explosion der Kraft kommt.


Alles in allem sind die technischen Anwendungen der heutigen Tekki oder der Naihanchi im Kampf sehr verschieden von den ursprünglichen. Die Auffassung des Bunkai hat sich gewandelt. Mit all dem soll jedoch nicht gesagt werden, daß diese Art "Rekonstruktion" alter Kata, wie sie durch die Bestrebungen der Pioniere des Shôrin ryû und ihrer Erben erfolgte, heute ohne Nutzen sei. Die Kata Tekki und Naihanchi unserer Zeit sehen anders aus als früher und haben zweifelsohne teilweise eine andere Bedeutung bekommen, trotzdem sind sie nach wie vor interessant und es wert, daß man ihnen Respekt erweist. *

 

(1) Man findet den Begriff des Chin gleichermaßen in den Namen der Kata Sôchin, Sanchin, Shisochin und auch in Chinte oder Chintô, ohne daß dem heutzutage irgendjemand Beachtung schenkt.

(2) Früher wurde die Kata aus diesem Grund in engen Hausfluren oder auch auf durch Algenbewuchs rutschigen Steinen im Fluß geübt.

 

* Literaturnachweis:

   Roland Habersetzer

   KOSHIKI KATA

   Die klassischen Kata des Karatedô